Bei einer Eisernen Hochzeit
Predigt am 16. August 2025
Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer. Finsternis lag über dem Abgrund, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.
Da sprach Gott: Es werde Licht! Und es ward Licht. Gott sah, dass das Licht gut war, und er schied zwischen Licht und Finsternis. Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Es ward
Abend, und es ward Morgen: der erste Tag.
(Gen 1, 1-5)
Unsere Jubilare sind nicht mehr ganz jung, und so fangen wir früh an – ganz am Anfang – mit dem ersten Schöpfungstag! Das Bild von Sieger Köder „Schöpfung I“ hilft uns dabei. Mann- und Frausein, Liebe
und Ehe werden als wichtige Momente der Schöpfung verstanden, sind im Mittelpunkt des Bildes.
Noch zuvor ist ein großes Durcheinander. Chaos, Tohuwabohu, totale Dunkelheit, kein Leben, Leere. Spuren davon haben sich gehalten und drängen heutzutage wieder nach vorn: großes Durcheinander! Das
Gegenteil von Ordnung und gutem Leben.
Gott setzt die erste Unterscheidung: Er erschuf Himmel und Erde. Er hält beides zusammen, er erweckt beides zum Leben.
Ihr beide habt in eurem Leben auch Himmel und Erde zusammengehalten: die Erde mit ihren vielen Gaben und Aufgaben, mit ihrer Schönheit und ihren Abgründen. Gott erschuf sie, so wie Ihr beide immer
wieder etwas Schönes geschaffen habt – Werkstücke aus Holz, Bilder aus Farbe.
Über der Erde wölbt sich der Himmel – der göttliche Bereich. Die Erde braucht den Himmel, sonst fällt sie ins Chaos zurück. Beides gehört zusammen. Auch dafür habt Ihr zeitlebens einen tiefen Sinn
gehabt und aus diesem Sinn heraus gelebt.
Licht und Wasser, Gestein und Pflanzen, Früchte und Tiere und alles, was kreucht und fleucht in dieser Welt, schließlich der Mensch und das Menschenkind – bei euch vier an der Zahl, fast unüberschaubar
die weitere Nachkommenschaft – alles ist aufeinander bezogen, ist lebendiges Miteinander – bei Euch zu spüren in vielen Festen, zuletzt noch bei der Hochzeit eines Enkels.
Und diese Liebe, diese Gemeinschaft, dieses Miteinander ist das Kostbarste und Schönste in der Welt! Im Bild gibt es viele Rosen und Trauben: Rosen – wie schön für euch! (Trauben – wie schön für mich…)
Die biblische Schöpfungsgeschichte mit ihrem „im Anfang“ ist kein abgeschlossener Akt. Sie geht weiter. Jede Generation baut mit an der Schöpfung. Die vielen kleinen Enkelkinder stehen dafür. Jedes Mal,
mit jedem neuen Kind, ein großes Staunen. Und ein großer Dank. Immer wieder: „Es werde“ und „Es ward.“ Es werde Licht. Es werde Tag und Nacht und Abend und Morgen.
23 725-mal habt Ihr das erlebt in eurer Ehe: aufstehen und in den Schlaf kommen, aufwachen und tätig werden, sich schlafen legen und zur Ruhe kommen.
23 735-mal Leben „im Licht“; Leben in der großen Ordnung der Schöpfung und Durchstehen der Dunkelheit in ihren vielen Angst machenden Formen.
Und Gott sah, dass es gut war.
Vielleicht – wahrscheinlich – könnt Ihr dies mitsprechen: Aufs Ganze gesehen war alles gut. Eine gute Ernte des Lebens ist eingefahren.
Ihr Lieben, „ihr seid im Licht“! In dem Bild ist die Lichtquelle unsichtbar. Die Schöpfung leuchtet nicht aus sich selbst. Sie empfängt das Licht. Sie ist und wird erleuchtet von dem, der sein Licht
verströmt, damit Leben werde. Und wenn alle Lichter erlöschen, auch das Lebenslicht durch den Tod, der jedes Leben begrenzt: Wir vertrauen auf das ewige Licht, auf ein „Es werde …“ bis in alle Ewigkeit.
Unser Leben kennt beides: das Helle und das Finstere, das Glück und das Leiden, das Leben und den Tod. Aber alles ist gehalten und aufgehoben von dem Schöpfer, der Himmel und Erde gemacht hat, der uns
zur Mitarbeit an der Schöpfung einlädt und als ewiges Licht ins Leben hineinscheint - und in den Tod.
Ihr seid und bleibt im Licht.