Gebet für Politikerinnen und Politiker
16.02.2025 - kurz vor der Bundestagswahl
Gott,
fast reflexhaft reagieren wir
auf Politiker:
Ständig fordern und verlangen wir,
und wir sind oft unzufrieden, wenn sie
unsere Erwartungen nicht erfüllen.
Ätzende Kritik ist ganz schnell
bei der Hand, wie erstarrt
sind viele im Schimpfen und Meckern.
Sie sitzen in ihrer Blase
der Verdrossenheit
und verweigern das Gespräch.
Selbst Gewalt kommt auf –
mancher Bürgermeister etwa
wird beleidigt und bedroht
und verliert die Kraft und den Mut,
weiterzumachen in seiner Stadt.
Gott, eröffne uns
die andere Seite:
das Verständnis, die Wertschätzung,
ja auch die Dankbarkeit
für Frieden und Freiheit,
für die demokratischen Möglichkeiten -
und für die Männer und Frauen in der Politik.
Sie beschränken sich nicht auf ihr privates Leben,
sondern setzen ihre Zeit und Kraft ein
für das Öffentliche,
für den Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Aber oft sind sie belastet und erdrückt
von den Sachzwängen,
vom riesigen Erwartungs-
und Entscheidungsdruck,
von Gewissenskonflikten
und den Spielen und Spielchen der Macht,
auch von Erfahrungen der Ohnmacht
und des Nicht-ändern-Könnens.
Von den Anfeindungen und manchmal auch
von der Einsamkeit im Berliner Alltagsleben.
Gott, mit dem Blick der Dankbarkeit
bitten wir für unsere Politiker und Politikerinnen:
Gib ihnen die nötige Kraft,
um nicht auszubrennen
und innerlich leer zu werden.
Schenke ihnen den Mut und die Demut,
Fehler zu korrigieren.
Stärke in ihnen
den Humor, der Abstand gibt,
und das Gefühl des Getragenseins.
Schütze sie
vor Verleumdung und Hetze.
Lass sie nicht aufhören, nach dem „Besten“ zu suchen
für ihre Stadt, für unser Land.
Auch für uns selber bitten wir:
Dass wir nicht der Gefahr erliegen,
alles besser zu wissen
und darum das Gespräch für unnütz zu halten.
Dass wir bei allem nötigen Meinungsstreit
zu einem tieferen Verständnis
des sozialen Zusammenhalts finden.
Hol uns, wenn nötig,
aus der Selbstgerechtigkeit heraus
und aus den unbeweglichen Polarisierungen.
Stärke auch in uns Demut und Humor
und den Sinn für das rechte Maß.
Wir ahnen und wissen:
Jeder Mensch hat Grenzen.
Niemand ist perfekt –
und muss es auch nicht sein.
Wir sind aufeinander angewiesen,
spüren das Auseinanderdriften
und brauchen deine Hilfe und Nähe, Gott,
die wieder zusammenführen kann -
gerade jetzt.
Dein heiliger Geist komme herab auf uns –
Deine Unterscheidungskraft,
so dass wir uns
nicht durch Stimmungen leiten,
sondern durch deinen Geist inspirieren lassen.
Es ist der Geist, der verbindet -
über alles Trennende hinweg.
Er setzt unserem Egoismus Grenzen.
Er freut sich über die Vielfalt des Lebens.
Ja: Komm, heiliger Geist,
entzünde in uns das Feuer deiner Liebe.
Gott, sende aus deinen Geist,
und alles wird neu geschaffen,
und du wirst der Erde
ein neues Gesicht geben.