Du bist gesegnet - der Blasiussegen

Predigt am 04.02.20243

Heute ist der Tag des Blasius-Segens. Ein Bischof aus alten Zeiten bleibt so lebendig, Blasius von Sebaste in Armenien. 316 ist er als Märtyrer gestorben. Er verstand auch etwas von der Medizin. Als er in einer Christenverfolgung im Gefängnis saß, hat er durch die Gitterstäbe hindurch noch Kranke geheilt, etwa einen Jungen, der eine Fischgräte verschluckt hatte und nun zu ersticken drohte. Der Blasiussegen ist beliebt, fast alle kommen nach vorn, um ihn zu empfangen. Denn selten wird das wichtige Thema Gesundheit so deutlich in der Liturgie angesprochen wie hier.

Aber auch darüber hinaus ist der Segen etwas, das viele Menschen berührt. Am ersten Schultag kommen die Schulanfänger z.B. in die Kirche, um einzeln für die lange Schulzeit gesegnet zu werden. Dieser Segen bleibt ihnen oft lange in Erinnerung. Mir fällt ein, dass meine Mutter uns als Kinder öfter gesegnet hat, das Kreuzzeichen auf unsere Stirn gab. Segnen ist nicht an Priester gebunden, einer kann den anderen segnen, und sollte es auch tun!

Was steckt in einem solchen Segen drin? Warum macht man das? Segnen heißt vom Lateinischen her „ein gutes Wort sagen“. Menschen sehen sich durch ein „gutes Wort“ gestärkt. Ansonsten erleben sie häufiger, dass ihnen schlechte Worte um die Ohren gehauen werden. Das krasse Gegenteil von segnen ist „verfluchen“, jemandem alles Unglück und Unheil an den Hals wünschen. Worte voller Hass! Den anderen mit Worten fertigmachen, herunterputzen. Rufmord über Internet, die Medien als Gelegenheit des Niedermachens! Und die vielen Möglichkeiten im Alltag: die spitze Bemerkung, die lieblose überzogene Kritik, die kalte Abfuhr in den Worten und Gesten.

Man kann von daher den Hunger nach „guten Worten“ verstehen. Bei Brautleuteseminaren hieß eine kleine Übung für die Brautpaare: Ziehen Sie sich mit Ihrem Partner zurück und sagen Sie ihm so viel Lobendes, wie Ihnen überhaupt nur einfällt! Nach zehn Minuten kamen die Brautpaare zurück. Die Augen glänzten, und sie sagten, dass das erst gar nicht so einfach war. So ungewohnt! Eine Meckerrunde wäre sicher leichter gewesen - aber Loben? Es tue jedoch unheimlich gut, das Lob des anderen zu hören. Der Hunger nach guten Worten, die aufbauen!

Segen – das ist das gute Wort von Gott, dem Einzelnen auf den Kopf hin zugesagt. Heutzutage erscheinen Bücher mit Segensgebeten für gestresste Mütter oder gefährdete Kinder, für Schwerkranke oder für Arbeitslose – für alle Lebenslagen. Stellen wir uns einen Kranken im Krankenhaus vor. Er spürt die Grenzen seiner Kraft, vielleicht sogar die näher rückende Grenze seiner Lebenszeit. Da wird es eng in ihm. Wenn er noch Psalmen kennt, dann fällt ihm vielleicht das Wort ein „Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht“. Die Schlucht und der Abgrund rücken ihm nah. Aber weiter heißt es im Psalm: „Ich fürchte kein Unheil. Denn Du bist bei mir – dein Stock und dein Stab – und dein Wort – geben mir Zuversicht.“ Wenn einer in der „finsteren Schlucht“ diese Zuversicht und Weite erfährt, dann ist der Segen Gottes bei ihm angekommen, hat ihn innerlich erreicht.

Wenn alles über mich hereinstürzt, wenn ich einfach auf ein gutes Wort warte, dann kann der Segen Balsam für die Seele sein und alles andere als nur „schöne Worte“: dann ist er Zusage Gottes, sein Versprechen an mich. Ich spüre: Der andere Mensch meint es gut mit mir, er steht hinter dem „guten Wort“ – und er gibt nicht nur sein Wort, sondern darin Gottes gutes Wort weiter. Er erinnert mich daran, dass Gott für uns da ist. In den Nöten und Bedrängnissen meines Lebens werde ich an die Worte der Schöpfungsgeschichte erinnert: „Und Gott sah, dass es gut war.“ Dass das Leben gut ist, leuchtet mir wieder auf, – trotz allem.

Das Leben ist gut, weil Gott gut ist. Als Priester gebe ich das immer wieder im Segen weiter, so z.B. bei der Taufe (Dein ganzes Leben, das noch vor dir liegt, soll gesegnet sein), bei großen Veränderungen (Gott gehe mit dir ins Neue und Unbekannte), beim Jahreswechsel (Das neue Jahr ist ein Jahr des Herrn, ist gesegnet), bei Hochzeiten (Euer Miteinander in der Ehe möge gelingen), in der Beichte (Versöhnung, Vergebung ist das beste Wort), und immer wieder in der heiligen Messe: der Alltag, in den du jetzt zurückkehrst, sei gesegnet!

Und heute, zwischen den beiden gekreuzten Kerzen, der Blasius-Segen: Sei dankbar für die Gesundheit – sie ist nicht selbstverständlich. Sie ist wichtig, und Gott nimmt die Sorge um sie ernst – aber sie ist nicht das Allerwichtigste im Leben. Und wenn das Leid und die Krankheit kommt: Gott stärke dich in allem Leid, dann schenke er dir Hoffnung und Zuversicht. Die finstere Schlucht hat nicht das letzte Wort.