Vater unser

Unser Vater,
der du bist im Himmel

Wie schaust du von dort oben
auf die Welt,
die du ja geschaffen hast,
und die wir hier
zugrunde richten -
mit Kriegen,
und mit Ausbeutung,
ohne Rücksicht
auf die Menschen
und das Klima.
Ist das wirklich dein Wunsch,
dass wir das Ende der Welt
selbst erzeugen,
zumindest für die Menschen?

geheiligt werde dein Name
Heilig ist uns
Garnichts.
Du hast uns Menschen
zur Krönung deiner
Schöpfung gemacht.
Und wir benehmen uns
wie Herrscher,
vergessen aber dabei
deinen Namen.

Dein Reich komme
Wenn ich mich umschaue
hast du keine Chance.
Die Welt ist verteilt.
Es gibt kein Fitzelchen Land
in das du kommen kannst.
Alles ist besetzt
und wird
mit allen Mittel der Macht
verteidigt.
Da lässt dich keiner dazwischen.

Dein Wille geschehe
wie im Himmel
so auf Erden
Im Himmel -
mag ja sein.
Aber hier auf Erden?
Da ist dein Wille
nicht mehr gefragt.
Hier setzt sich der Stärkere durch.
Selbst, wenn du Recht hast,
gibt es sicher ein Gericht,
das anders entscheidet.
Hier macht jeder
was er will.

Unser tägliches Brot gib uns heute
Nun ja, mit dem Brot,
das haben wir gelernt:
das hängt von den Mächtigen ab,
ob er die Schiffe
mit Weizen auf die Meere
entlässt.
Und vom Geld.
Wer genug davon hat,
hat zu Essen,

doch wer nicht,
muss hungern.
Da hilft auch
dein Manna nicht.

und vergib uns unsere Schuld
Tja.
Schuld sind
immer die anderen,
am wenigsten
ich selbst.
Und die Schuldfrage
klären Gerichte.
Auf die hast du
keinen Einfluss.
Die sind nur
den irdischen Gesetzen
verpflichtet.
Und jedem Einzelnen willst du vergeben?
Eine Herkulesaufgabe!

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
Ein hoher Anspruch:
wir sollen vergeben
meinem Nachbarn,
dessen Baum über mein Grundstück ragt,
und sein Laub abwirft?
Da lassen wir mal lieber
die Gerichte entscheiden.

Und führe uns nicht in Versuchung
Ich glaube nicht,
dass du das Ernst meinst.
Die Versuchungen
erzeugen wir uns selbst.
Auf der Welt gibt es
so viele Irrwege,
die wir gehen können.
Die müssen wir
selbst erkennen
und umgehen.
Hilf uns dabei!

sondern erlöse uns von dem Übel
Da hast du
viel zu tun.
Ich habe
keine Ahnung,
wie du diese
verworrene Situation
entwirren kannst.
Wir Menschen sind dir dabei
keine Hilfe.
Wir meinen,
alles selbst lösen
zu können.

Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit

Dein Reich,
deine Kraft,
deine Herrlichkeit -
die hast du aber
auf Irgendwann
projiziert.
Im Hier und Heute
ist kein
Platz für dich.
Doch ich hoffe,
dass ich dich irgendwann treffe,
in deinem Reich.
Mit meinen Freunden,
mit allen,
die ich lieb habe
und mit meiner verstorbenen Frau.
Irgendwann
in deiner Ewigkeit.

Die anderen sagen dann: Amen.