Ich glaube an den Heiligen Geist

Gedanken zu Pfingsten

Mit dem Pfingstfest steht es schon merkwürdig! Bei Umfragen zucken die meisten Leute mit den Achseln und können sich nicht mehr erinnern, was da gefeiert wird - zwei Tage lang. Zwei Tage, das bedeutet: besonders wichtig! Weihnachten - klar -, Ostern - ja -, Pfingsten - na ja, was war das noch mal?

Im Internetprogramm Gott.net, das Menschen ohne kirchliche Bindung den Zugang zum Glauben erleichtern will, wird am häufigsten das Glaubensbekenntnis angeklickt. Wie war das noch mal? Was heißt „Ich glaube an den Heiligen Geist“?

Ich bin weiß Gott kein Fußballer, aber als erstes fällt mir da ein Bild aus dem Fußball ein. Wir Leute aus dem Ruhrgebiet sagten früher „Flautsche“ und meinten einen Ball, aus dem die Luft raus ist. Der ist nicht rund, sondern wie eine Pflaume, der „eiert“, der ist saft- und kraftlos. Kein Schiedsrichter würde damit ein Spiel anpfeifen. So kann man den Ball nicht brauchen.
Sie ahnen schon, was dieser Flautsche fehlt: eine Luftpumpe. Mit ihrer Hilfe wird der Ball fest, rund, widerstandsfähig, brauchbar. Jetzt taugt er was, jetzt „kommt er in Form“! Die innere Kraft, die er braucht, ist ihm von außen zugeführt worden: Luft von außen.

Die Luftpumpe passt gut zu den üblichen biblischen Bildern von Pfingsten und vom Geist Gottes. Da ist die Rede vom Wind und vom Sturm. In diesen Bildern steckt eine Kraft, die die Menschen förmlich überfällt, bewegt, belebt und begeistert. Manchmal bringt sie die Menschen auch durcheinander; der Wind kann ganz unerwartet Türen aufstoßen ins Neue und Unbekannte, und im Sturm bricht mancher morsche Ast ab.

Bei einer Predigt unter freiem Himmel kam der Prediger durcheinander. Ein Windstoß fuhr ihm durch die Blätter seines Konzeptes und wehte sie in alle Himmelsrichtungen. Der arme Prediger geriet „aus dem Konzept“. Vorbei war es mit den gewandten Worten, die mit den Papieren weggeflattert waren. Aber nun sprach er „frei“, aus dem Herzen, sprach mit ganz anderer Überzeugungskraft aus dem Inneren heraus, und der eine oder andere Zuhörer dachte:
Da war wohl der Heilige Geist im Spiel.

Der Heilige Geist ist im Spiel, wenn der Glaube in uns lebendig wird. Vielleicht waren oder sind wir wie die „Flautschen“: Saft- und kraftlos, müde, ohne Puste und langen Atem. Wir haben kein Feuer mehr, sondern hüten noch ein wenig Asche: Restbestände unserer christlichen Tradition. Und dann kann es sein, dass wir - gerade in Krisen und Umbruchzeiten - getroffen und „berührt“ werden, dass es in uns „Klick“ macht und wie Schuppen von den Augen fällt. Kurz: dass der Glaube in uns zündet und lebendig wird. Das ist vielleicht die größte Gnade, die einem geschehen kann. Wir erfahren die „Luftpumpe“: den Atem Gottes, den Wind und das Feuer. Und vielleicht erschrecken wir dann darüber, dass wir noch gar nicht aufgeschlossen und bereit sind für das, was der Geist in uns bewirken will. Auch dieses Erschrecken kann die Sprache des Geistes sein! Und genauso spricht der Geist im Wachsen innerer Kraft und Lebendigkeit. Er gibt sich mir, er gibt seine Gaben und bedenkt dabei jeden, wirklich jeden, er macht uns zu seiner Wohnstätte, zu seinem „Tempel“, wie die Bibel sagt.

Das folgende Gebet möchte ich Ihnen mit in den Tag geben:

Gib mir, Herr, den Geist des Lichtes.
Lehr mich weitergehen,
im Schein der Mondsichel wie in der prallen Sonne.
Lehr mich, in der Felswand den kleinen Halt zu finden,
der mir den Weg zum Gipfel öffnet.
Gib mir, Herr, deinen Geist der Stärke.
Gib meinen müden Armen nach vergeblicher Mühe
neu die jugendliche Frische,
um tausend junge Bäume zu pflanzen für eine neue Welt.