Gemeinde ade?

Wie ein Pastor die Coronazeit erlebt

Die Menschen, die „Brüder und Schwestern“ - die sind für einen Pastor wie das tägliche Brot. Sie stärken und nähren. (Manchmal sind sie allerdings auch „harte Kost“!) In der Coronazeit gibt es davon allerdings nur Hungerrationen. Keine Gruppen und Sitzungen, kaum Hausbesuche, außer bei Trauerfällen… Vor allem: kaum lebendige Liturgie. Und immer: Abstand halten! Bleibt mir vom Leibe, vermummte Gestalten! Angst und Vorsicht statt Nähe und Nachsicht.

Wie kann man das aushalten? Nun, ausgerechnet der Schreibtisch wird nun wichtig. Da steht das gute alte Telefon mit den modernen Geschwistern: Email, Whatsapp, You Tube. So viel telefoniert habe ich schon lange nicht mehr! Die digitale Welt eröffnet neue Möglichkeiten: Gottesdienste auf dem Bildschirm, St. Medardus live. In den Predigten wird Corona immer mitbedacht. Was macht die Pandemie mit uns? Mit unserem Glauben? Ist sie so eine Art Wüste, durch die wir hindurchmüssen, und die uns zum Wesentlichen bringen kann?

Statt Breite und Menge des Erlebens eher die Tiefe, die Konzentrierung, die Entschleunigung? Statt Reisen ans Mittelmeer eher die Reise nach innen? Schön wär‘ s.

So ist es: Ich sehe „meine Leute“ kaum noch. Aber ich denke an sie, ich bete und predige für sie, ich hoffe für uns alle. Dass wir gesund bleiben und die Pandemie gut überstehen. Und irgendwann – hoffentlich noch in diesem Jahr - wieder zusammenfinden. Und wieder miteinander reden. Verändert. Aber immer noch „die Leute von St. Medardus“!


(aus: Medardus-Portal 25, Ostern 2021)