Auferstehungsfeier für Arnold Hesse (77)

Predigt 23.08.2017

Herr, dir in die Hände
sei Anfang und Ende,
sei alles gelegt.


Eduard Mörike, der schwäbische Dichter und Pfarrer, hat das vor mehr als 150 Jahren geschrieben. Der Spruch findet sich auf der Todesanzeige, und er findet sich seit vielen Jahrzehnten im Flur der Familie Hesse in der Wildmecke. Ein Motto, ein Leitspruch vielleicht über dem ganzen Leben unseres Verstorbenen.

Anfang und Ende seines Lebens - dazwischen liegen 77 Jahre. Ein Leben ohne heftige Brüche und Einschnitte. Arnold Hesse ist sich selber immer treu geblieben. Er ist auch dem Herrn immer treu geblieben. Auch seiner Familie. Auch der Kolpingsfamilie. Wir erinnern hier an einen ausgesprochen treuen Menschen. Er hat den Glauben und die Überzeugungen seiner Kindheit und Jugend tief im Herzen bewahrt und im Leben bewährt, blieb dabei aber bis zum Ende weltoffen, gesprächsbereit. Bereit, neue und andere Impulse aufzugreifen und sich anzueignen. Vielseitig interessiert - und damit ein wichtiger Gesprächspartner, besonders für seine Kinder und Enkel. Die Kinder sagen: Vater und Mutter haben ein ganz großes Grund- und Urvertrauen in uns grundgelegt.

Wahrscheinlich hat Arnold Hesse diese Atmosphäre der Geborgenheit und des Vertrauens schon in seinem eigenen Elternhaus erfahren. 1940 wurde er in Leiberg, einem Dorf in der Nähe von Büren im Paderborner Umland geboren. Wenn man heute Leiberg angoogelt, findet man vor allem Bilder vom Schützenfest. Ein Dorf mit seinen Traditionen, überschaubar, haltgebend. Er blieb dieser Heimat immer verbunden. Als jüngstes von neun Kindern wuchs er dort auf. Drei Schwestern leben noch. Man hatte eine kleine Landwirtschaft für den Eigenbedarf; der Vater arbeitete im Forst. Naturnähe und ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit in der Familie waren selbstverständlich. Auch der lebendige katholische Glaube. Der junge Arnold war Messdiener und sah später mit Freude, dass auch Sohn und Enkel sich als Ministranten betätigten; die Enkelin Amélie freut sich schon auf zukünftigen Einsatz am Altar! Als weiterer wichtiger Lebensimpuls kam die Kolpingfamilie dazu, der er zeitlebens aktiv angehörte. Sie half auch bei der Eheanbahnung! Der junge Einzelhandelskaufmann Arnold Hesse, inzwischen beruflich tätig in Hagen, wohnhaft im dortigen Kolpingshaus, nahm 1962 am Kolpingskarneval teil und lernte dort beim Tanzen seine Frau Traute Wölm kennen. Zwei Jahre später heirateten die beiden und bildeten ein Team, in dem nicht zwei gegensätzliche Personen zusammenkamen, sondern zwei, die "im selben Rhythmus tickten", und ihren Kindern Monika und Stefan mit demselben offenen Herzen und Ohr begegneten.

Der Vater Arnold war dann allerdings beruflich sehr eingespannt: 29 Jahre bei Kostal, im Büro für Disposition, in anstrengendem Dienst, den er sehr gewissenhaft und korrekt ausübte. Er war begeistert von der Firma und blieb ihr in großer Loyalität verbunden. Als die Berufsarbeit mit 58 Jahren hinter ihm lag, war nun viel Zeit da, vor allem für die Enkel David und Amélie. Sie halten ihn beide für den "besten Opa der Welt". "Man konnte mit ihm wunderbar lachen und Quatsch machen", sagen sie. Er nahm sie mit in den Garten, las ihnen geduldig und ausdauernd Geschichten vor, "bis die Stimme weg war", er sang ebenso ausdauernd und brachte ihnen Volksweisen, Kirchen- und Kinderlieder bei, die sich im Ohr der Enkel festgesetzt haben. Für Spiele mit ihnen war immer Zeit, außerdem für das geliebte Skat-Kartenspiel, das er mit den Kolpingbrüdern pflegte.

Unter den Erwachsenen lebte Arnold Hesse bescheiden, er hat sich immer zurückgenommen und nie in den Vordergrund gespielt. Diskutieren ließ sich gut mit ihm. Er hatte klare Überzeugungen, ohne je rechthaberisch zu sein. Mit großem Interesse verfolgte er die Nachrichten und das politische Geschehen, Zeitung lesen war fast ein kultischer Akt. Die Offenheit für das, was uns umgibt, für die anderen, zeigte sich auch hier – zeigte sich bis in seine letzten Stunden.

Die tödliche Krankheit, der Krebs, meldete sich erstmals vor drei Jahren. Aber dann ging es ruhig weiter. Vor einem halben Jahr wurde es ernst. In den letzten Tagen kam eine Lungenentzündung hinzu. Er musste ins Krankenhaus, spürte wohl die Todesnähe, ließ sich am Dienstag die Krankensalbung geben, zeichnete, wie er es gewohnt war, das Kreuzzeichen auf die Stirn seiner Lieben, war mit seinen letzten Gedanken bei ihnen, ehe er ins Koma fiel. Er starb am Mittwoch, dem 16. August, im Kreise seiner Angehörigen.

Herr, dir in die Hände
sei Anfang und Ende,
sei alles gelegt.


Ja, er scheint Anfang und Ende und die ganze erfüllte Lebensgeschichte dazwischen in die Hände seines Schöpfers gelegt und ihm alles übergeben zu haben. In diesen guten großen Händen, in Gottes Ewigkeit wird er gut aufgehoben sein. Die Enkel haben ihm einen "Sorgenfresser", d.h. eine kleine Puppe, die Kinder mit ins Bett und in den Schlaf nehmen, mit in den Sarg gegeben, dazu eine Schutzengelfigur, ein Skatspiel und einen Brief. So ausgerüstet und begleitet wird er gut ankommen. Die Angehörigen danken ihm für seine Liebe, und sie danken Gott – für einen solchen Menschen.