Verklärung Jesu - ein Lied und zehn Gedanken

Predigt am 12.03.2017

Herr, nimm auch uns zum Tabor mit,
um uns dein Licht zu zeigen!
Lass unsre Hoffnung Schritt um Schritt
mit dir zu Gott aufsteigen.
Du wirst auch uns verklären, Herr der Herren.

Lass leuchten deine Herrlichkeit,
von der die Seher künden!
Mach uns für Gottes Reich bereit,
wo alle Mühen münden.
Du wirst ...

Dann geh mit uns vom Berg hinab,
ins Tal der Alltagssorgen
und sei uns Weg und Wanderstab
durchs Kreuz zum Ostermorgen.
Du wirst ...

(GL 363)


1. Dieses Evangelium gibt den Taufbewerbern, die zu Ostern getauft wurden, und uns Ermutigung mit und Stärkung auf dem Weg. Es stellt ein "Zwischenhoch“ dar auf dem Glaubensweg, der das Glück und das Leiden kennt.

2. "Tabor" ist, ähnlich wie die Wüste am letzten Sonntag, ein Ausnahmeort der "Erleuchtung", Erschütterung und Umkehr. Berge heißt: "Näher, mein Gott, zu dir" – sie sind Orte der Gottesnähe und Offenbarung.

3. Jesus nahm die drei Jünger "beiseite": beiseite vom Volk, von der Allgemeinheit – jetzt gibt es eine besondere Erfahrung für "Fortgeschrittene".

4. Licht: Jesus wurde verwandelt – aber auch die Augen der Jünger, wie in der Geschichte von Emmaus ("Da fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen, und sie erkannten ihn.").
Verklärung ist ein "Vorgeschmack", ein Vorgriff auf Ostern - ("hell wie die Sonne"). Ähnlich ist die Erfahrung des Verliebt-Seins – der andere Mensch ist erst x-beliebig, dann einzigartig (siehe auch "Der kleine Prinz"). Liebende "leuchten" und strahlen auch!

5. Mose und Elia kommen dazu, die bisherige Geschichte des Heils! Auch sie bringen Licht- und Feuererfahrungen mit: Mose sah den brennenden Dornbusch, Elia fuhr im Feuerwagen zum Himmel auf.

6. Petrus möchte drei Hütten bauen: er möchte den Moment festhalten, ihm Dauer geben, eine "Institution" schaffen. Das ist sehr menschlich - die Kirche gibt der Erfahrung mit Jesus Dauer (und "baut ständig Hütten!"), ähnlich gibt die Ehe der Liebe Dauer.
Aber die Verklärung ist nur ein Moment, wie ein "Blitzlicht". "Glück gibt es immer nur auf Zigarettenlänge" (Bodo Kirchhoff). Aber man kann lange davon zehren und leben!

7. Eine leuchtende Wolke, die einen Schatten wirft (wie geht das denn?). Es ist wie bei der Taufe Jesu: Wolken als Zeichen der Verborgenheit Gottes (man kann nicht in die Sonne schauen – sein Anblick würde "blenden"). Es kommt auf die Stimme an: "Dies ist mein geliebter Sohn."

8. Das "haut die Jünger um", sie liegen da "mit dem Gesicht zu Boden". Wie Mose vor dem brennenden Dornbusch.
Das Heilige ist überwältigend: "tremendum und faszinosum". Es lässt zittern (tremendum), staunen und verstummen. Welche Worte können es fassen?

9. Nach dieser großen Erfahrung des Glücks und der Einheit gilt es, wieder hinabzusteigen "ins Tal der Alltagssorgen", hin zu den Menschen mit allen Nöten und Problemen, und weiterzugehen, hin zum nächsten und letzten Berg: Golgotha, dem "Finale".

10. Jesus gebietet den Jüngern zu schweigen. Er "vermarktet sich nicht selber", will nicht als Wundertäter und "Showtalent" missverstanden werden - erst vom Ende her, von Kreuz und Auferstehung her, wird er verständlich (der heidnische Hauptmann unter dem Kreuz: "Wahrlich, dieser Mensch war Gottes Sohn!").
So wird unser Blick schon mitten auf dem Weg aufs Ziel (zum Kreuz) gelenkt: Ostern. Dieses Ziel-Bewusstsein stärkt die Jünger – und vielleicht auch uns.